Natur- & Klimaschutz

Insektenparadies-Nisthilfe für Wildbienen und andere im Boden nistende Insekten

Eine Frau in orangener Sicherheitskleidung steht vor dem Insektenhotel

Hintergrund war, dass im Sommer wieder vermehrt Fahrzeuge auf der dortigen Wendeplatte parkten und damit die Zufahrt und somit auch den Rettungsweg blockierten bzw. erschwerten. Gemeinsam machten sich daraufhin Bürgermeisterin Funk, Bauhofleiter Rüdinger und Gärtnerin Aigner Gedanken bezüglich einer ökologischen Aufwertung mit dem gleichzeitigen Effekt Falschparken zu verhindern. Die Idee eines Insektenhotels entstand.

Zur Erstellung des Insektenhotels wurden Sand, Split, Schotter, lose Steine, eine Trockensteinmauer, trockene Holzscheite, ein Lehmboden sowie eine Benjeshecke angelegt. Mit diesem Paradies für Insekten sollen vor allem Wildbienen angesprochen werden. Die unterschiedlichen Arten von Bienen fangen zu unterschiedlichen Zeiten an zu brüten. Eine der ersten im Frühjahr wird voraussichtlich die rote Mauerbiene sein sowie auch Solitärwespen werden diesen Lebensraum nach und nach besiedeln. Ziel ist es, dass das Insektenhotel „einzugsfertig“ im Frühjahr wird. Wir sind gespannt, wann die ersten Insekten gesichtet werden!

Insektenhotel

Das von einem Kind gemalte Bild zeigt eine Biene, die über eine Blumenwiese fliegt

Bestehend aus Lehm, Sand, Steinen, einer Trockenmauer aus Stein und Dachziegeln, Totholz und einer Benjeshecke.
 
Am Baggersee in Waldhausen ist ein Insektenparadies angelegt worden, das im Boden nistenden Wildbienen, Solitärwespen und anderen Insekten als Nisthilfe, Schlafplatz und Überwinterungsmöglichkeit dienen soll.
 
75% unserer einheimischen Wildbienen nisten im Erdboden. Geeignet sind magere, nur lückig oder unbewachsene Bodenflächen. Dies deckt sich leider nicht mit der vorherrschenden Äshetik. Doch gerade diese "unansehnlichen" vegetationsarmen und freien Bodenstellen sind für unsere Insekten am attraktivsten.
 
Totholz zählt zu den lebendigsten Lebensräumen die wir haben. Viele Insekten provitieren davon. Auch in losen Steinhaufen und Trockensteinmauern tummeln sich zahlreiche Insekten, Spinnen, Ameisen und andere Klein- und Kleinstlebewesen.
 
Insekten sind wesentlicher Bestandteil im Gleichgewicht der Natur. Sie sind für die Bestäubung unserer Wild- und Kulturpflanzen unerlässlich. Ebenso dienen sie zahllosen anderen Tieren wie z.B. Vögeln, Fröschen, Spinnen und Eidechsen als Nahrungsquelle.
Somit sind sie als Grundlage allen Lebens essenziel.

Landschaftserhaltungsverband

Luftbild, auf dem das im Text erwähnte Gebiet Bulz/ Steingrube gekennzeichnet ist

Seit inzwischen knapp 20 Jahren gibt es den LEV Ostalbkreis. Die Ziele des LEVs sind dabei der Erhalt, die Pflege und Wiederherstellung von extensiv genutzten Flächen. Dies dient dem Erhalt von Lebensräumen von Tier- und Pflanzenarten. Durchgeführt und gefördert werden dabei vor allem die Pflege von Biotopen, die extensive Wiesennutzung, die Beweidung und Artenschutzmaßnahmen.

Gefördert wurden dabei gemäß dem aktuell eingegangenen Geschäftsbericht im vergangenen Jahr die Entbuschung sowie Zaunreparatur im Bereich des Klosters an den Magerweiden, im Bereich des Elisabethenbergs eine Trockenmauersanierung sowie eine Entbuschung im Bereich Bulz/ Steingrube.

In den Gewannen Bulz und Steingrube wurde dabei seitens der Stadt ein Naturschutzprojekt realisiert. Die Stadt ist Eigentümerin dieses Gebiets. Dabei handelt es sich um ein Steilhanggelände mit einer Gesamtfläche von ca. 5,2 Hektar, das insgesamt 141 sogenannte „Handtuchgrundstücke“ umfasst. Ein Großteil dieser Flurstücke sind sogenannte Allmendeteile, die über das gesamte Gebiet verteilt sind. Dabei ist mit jedem Flurstück ein grundbuchrechtlich fixiertes, untrennbares Nutzungsrecht des Eigentümers eines bestimmten Gebäudes in Waldhausen verbunden, das nur durch den Nutzungsberechtigten selbst im Grundbuch gelöscht werden kann, weshalb die Stadt Lorch nur eingeschränkt über das Gebiet verfügen kann. Bedingt durch die Steilhanglage ist diese Fläche ausgesprochen schwer sowie zeit- und kostenintensiv zu bewirtschaften, weshalb der größte Teil zwischenzeitlich stark verwachsen und nicht gepflegt war. So wurde 2018 in einem Teil dieses Gebiets eine Weidekoppel errichtet, die seitdem durch die Schafe und Ziegen eines Schäfers beweidet wird.

In diesem Jahr konnte sich die Stadt weitere Fördermittel für eine Entbuschung, die Einzäunung und somit Herstellung eines zusätzlichen Beweidungsprojekts sichern. Das neue Beweidungsprojekt soll auf einer Teilfläche im Bereich Balzen/Steingrube entstehen. Einige Inhaber von Nutzungsrechten haben im Rahmen dieses Beweidungsprojekts ihre Nutzungsberechtigung Ende September grundbuchrechtlich löschen lassen. Nach den aktuellen Planungen sollen nun im Winter die vorbereitenden Arbeiten mit dem LEV zusammen erfolgen, sodass im Frühjahr 2021 die Aktion vollständig umgesetzt werden kann.  Von den Kosten von ca. 15.000 – 18.000 Euro, werden 70 % gefördert, sodass ein Eigenanteil von 30 % bei der Stadt verbleibt.

Naturpark Schwäbisch Fränkischer Wald - Lorch blüht auf

Im Rahmen eines Projektes des Naturparks Schwäbisch Fränkischer Wald legte unser Bauhof im Jahr 2017 sechs Wildblumenwiesen und Schmetterlings- und Wildbienensäume an.

Diese finden sich an folgenden Stellen:

  • an der Gipfelkreuzung
  • an der Wilhelmstraße
  • in der Kiesäckerstraße gegenüber der GOA
  • in der Bahnhofstraße
  • am Radweg hinter der Grundschule Waldhausen
  • in der Plüderhäuserstraße an der Rems entlang

Seitdem lässt der Bauhof jedes Jahr weitere Wiesenflächen stehen, z. B. am

  • Echo zwischen Gaststätte und Sportplatz
  • hinter der Remstalhalle
  • am Gemeindehaus Waldhausen

Ziel ist es, dass mehr ehemals sehr intensiv gemähte Flächen als naturnahe Wiesen stehen gelassen werden. Manch Außenstehender sieht einen zwingenden Mähbedarf. Doch mäht man zu häufig oder zu einem ungünstigen Zeitpunkt, dann schadet man Insekten, Vögeln, Amphibien und den Wildpflanzen an sich. Daher besteht die Auffassung, dass zwei Mähdurchgänge pro Jahr notwendig sind. Ein erster Schnitt ist dabei frühestens Ende Mai bis spätestens Ende Juli durchzuführen, ein weiter Anfang August bis spätestens Ende Oktober.
Nutzen Sie doch einen Spaziergang am Abend oder am Wochenende und schauen Sie sich die Blühflächen auf unserer Gemarkung an.

Weitere Hintergrundinformationen zu der Aktion „Blühflächen“ des Schwäbisch-fränkischen Waldes

Der weltweite Rückgang von Insekten macht auch vor unserer Region nicht halt. Es sind verschiedene Faktoren, die für den Rückgang von Wildbienen, Schmetterlingen, Schwebfliegen und Co. verantwortlich sind. Ein Aspekt ist, dass unsere heimische Insektenwelt an bestimmte Pflanzenarten angepasst sind – und diese Artenvielfalt nimmt in unserer Landschaft immer weiter ab. Für alle bestäubenden Insekten ist ein ausreichendes Angebot an Nektar und Pollen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein jedoch lebensnotwendig. Wenn Wildblumenwiesen, blühende Sträucher und Gartenstauden sowie Ackerwildkräuter immer weniger werden, finden Insekten zu wenig Futter.
Um die Artenvielfalt in unserer Region zu erhöhen und um dem fortschreitenden Insektensterben ein Stück entgegenzuwirken, wurde das landesweite Projekt „Blühende Naturparke Baden-Württemberg“ ins Leben gerufen. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus dem Sonderprogramm des Landes Baden-Württemberg zur Stärkung der biologischen Vielfalt mit dem Ziel, durch die Anlage von Wildblumenwiesen ganzjährig Lebensraum und ein vielfältiges Nahrungsangebot für Insekten zu schaffen. Im Gegensatz zu Honigbienen fliegen viele Wildbienenarten keine weiten Strecken. Daher kommt es nicht so sehr auf die Größe der einzelnen Fläche an, sondern auf ein möglichst dichtes Netz an Wildblumenstandorten, um auch die Ausbreitung der Insekten zu unterstützen. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die richtige Flächenpflege.
Wie sich naturnahe Wildblumenwiesen am besten entwickeln und wie die Pflege von Schmetterlings- und Wildbienensäumen aussieht wird im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald im Rahmen eines Bauhoftrainings gelehrt. In den Seminaren des Bauhoftrainings werden die Mitarbeiter:innen der kommunalen Bauhöfe in der Anlage und Pflege von naturnahen, öffentlichen Grünflächen geschult und beraten. Auf „Eh da“-Flächen in den Teilnehmergemeinden, etwa entlang von Rad- und Fußwegen oder gemeindeeigenem Grünland, soll mit gebietsheimischem und mehrjährigem Saatgut die Vielfalt nachhaltig und langfristig erhöht werden.
Doch nicht nur für die Bauhöfe ändert sich durch den Blühenden Naturpark das Pflegemanagement, auch für die Bevölkerung wird es zunächst eine Umstellung für die Augen sein. Hier gilt: Geduld haben, der Natur eine Chance geben sich zu entfalten und offen für eine neue Ästhetik sein, denn Wachstum braucht Zeit!

So helfen Sie Insekten bei Trockenheit

Wochenlange Trockenheit und hohe Temperaturen sind bei uns keine Seltenheit. Wie kommen unsere wilden Wiesen und Insekten mit dem intensiven Sommer zurecht?

Natürlich sind Insekten auch während niederschlagsarmer Wochen auf Pollen und Nektar gebietsheimischer Pflanzen angewiesen. Belassen Sie daher auch in Ihrem Garten wilde Bereiche und schaffen Sie so insektenfreundliche Oasen. Unsere heimischen Wiesenpflanzen kommen mit Trockenheit oftmals überraschend gut zurecht. Wilde Wiesen müssen ein bis drei Mal im Jahr gemäht werden, um die Artenvielfalt zu erhalten. Sollten Sie einen Pflegeschnitt durchführen müssen, belassen Sie mindestens 10 Zentimeter, sodass überbleibende Biomasse etwas Schatten spenden kann. Auch eine dünne Mulchschicht kann bei extremer Hitze vor zu starker Austrocknung helfen.
Trockenheit ist für Insekten nicht erst ein Thema, wenn Pflanzen absterben, denn bei Trockenstress produzieren viele Pflanzen weniger Nektar. Im Garten kann es sich daher lohnen, Blütenpflanzen am Morgen zu wässern.

Für einige Insekten ist es besonders wichtig eine Wasserquelle in Flugnähe zu haben. Honigbienen kühlen beispielsweise ihren Bienenstock mit Wasser. Im Garten nutzen Sie am besten flache Schalen, um auch Igeln und anderen Bewohnern einen Zugang zu ermöglichen. Egal ob kleines Schälchen oder Badewanne, vergessen Sie nicht eine Ausstiegshilfe für unfreiwillige Badegäste einzubauen. Ein Stück Holz, das über den Rand hinausragt und groß genug ist, nicht komplett im Wasser zu schwimmen, wird im Zweifel nicht nur Insekten das Leben retten.