Arbeiten „unter Tage“ - 1.800 Meter Kanal saniert

Seit Mitte September werden in Waldhausen Arbeiten an den Abwasserkanälen durchgeführt. Wahrgenommen wird dies vor allem durch die entsprechenden Firmen-LKWs und Mitarbeiter sowie einzelne Baumaschinen, die abschnittsweise die Kanaldeckel öffnen und tätig werden. Das tatsächlich zum Einsatz kommende Inlinerverfahren dagegen erfolgt direkt im Kanal und ist für den außenstehenden Betrachter nicht sofort zu erkennen. Im Folgenden möchten wir daher über die durchgeführten Arbeiten berichten.

Im Haushalt 2023 hatten wir 450.000 Euro für den ersten Abschnitt des beschlossenen Kanalsanierungskonzepts eingestellt, ein Ingenieurbüro mit den Ausschreibungen und Betreuung der Arbeiten betraut und die Vergabe an die Firma KTF GmbH aus 89177 Börslingen zum Preis von 366.937,75 € vorgenommen.

Abschnittsweise werden dabei die Kanäle in geschlossener, grabenloser Form saniert. Nachdem mittels einer eingebrachte Abschottung das Fliesen von Abwasser im zu sanierenden Kanalabschnitt verhindert wird, wird ein mit flüssigem Harz getränkter Schlauch aus Glasfaser, auch Inliner genannt, in den beschädigten Kanal eingezogen, aufgestellt und anschließend mit UV-Licht gehärtet. Die Arbeiten werden dabei stetig durch die Mitarbeiter von außen sowie durch Kontrollinstrumente sowie Kamera im entsprechend ausgestatteten LKW beobachtet, sodass im Bedarfsfall die Mitarbeiter eingreifen und ggf. auch in den Kanal steigen können. Innerhalb weniger Stunden entsteht auf diese Weise ein neues, tragfähiges Abwasserohr.

Für die Inliner-Sanierung wird gegenüber der offenen Bauweise ein acht bis zehnfache Zeitersparnis angenommen. Das Verfahren wurde erstmals vor über 50 Jahren in London angewendet und gehört in Deutschland seit Jahrzehnten zu den gängigen Sanierungsmethoden, da der sanierte Kanal mit einer Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren einem neuen Kanal gleichzustellen ist.

Hintergrund: In unserer Gesamtstadt Lorch sind rund 79,5 Kilometer Misch- und Regenwasserkanäle verbaut. Als Eigentümer der Abwasseranlagen sind wir als Stadt aufgrund der Verordnung des Umweltministeriums Baden-Württemberg über die Eigenkontrollverordnung (EKVO) verpflichtet in bestimmten Abständen zu überprüfen, ob die Kanäle den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen. Die Fristen liegen nach der Erstprüfung bei schadensfreien oder sanierten Kanälen bei 15 Jahren und bei nicht sanierten Kanälen bei 10 Jahren. Da die Erstprüfung in Lorch und den zugehörenden Stadtteilen in den Jahren 1993 bis 1997 erfolgte, hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 17.03.2022 beschlossen, mit der Wiederholungsprüfung im Ortsteil Waldhausen zu beginnen. In den folgenden zwei Jahren ist geplant die restlichen Kanäle der Schadensklasse 4 und 5 in Waldhausen zu sanieren. Des Weiteren soll das Kanalnetzes der Ortsteile Weitmars, Erlen- und Vogelhof im Jahr 2024 befahren werden, um die weitere Sanierungsstrategie der Folgejahre festlegen zu können.  

Mitarbeiterteam von KFT während des Inlinerverfahrens